Bild Einladung

Die Galerie Atrium ed Arte eröffnet am Dienstag, dem 17. November 2009 um 19 Uhr die Ausstellung «Körper-Linien» mit Arbeiten von Barbara Graf. Die Ausstellung ist bis 19. Dezember 2009 zu sehen.

Die durch die Arbeiten »Anatomische Gewänder« bekannt gewordene Künstlerin Barbara Graf zeigt in der Ausstellung
«Körper-Linien» Skulpturen und Zeichnungen. Die Linie nimmt in verschiedenen Formen und Funktionen eine zentrale Position ein.
Die Künstlerin zeigt Körperskulpturen, die aus geschichteten Einzelteilen bestehen. Die Begrenzung des Körpers wird durch die Hülle verschoben, erweitert und gleichzeitig stufenweise aufgelöst. Übereinander gelegte Einzelteile verjüngen sich bis zur äußersten Schicht, dabei entsteht eine Art Geländemodell mit Höhenlinien. Die mit der Nähmaschine auf den ungebleichten Baumwollstoff gestickten Körperstrukturen setzen sich auf der jeweils nächsten Schicht fort.
Angelehnt an die Farbe der Darstellung von Blutgefässen in anatomischen Atlanten und in gebrochenem Weiß werden verschiedenartige Linien in das textile Gewebe genäht: subkutane Linien, Konturen, Körperfaltenlinien oder flächig angebrachte Stepplinien, die einem Fingerabdruck ähnlich der Oberfläche eine neue Qualität verleihen. Diese mit Nadel und Faden gezeichneten Kontur- und Binnenlinien schreiben sich der textilen Hülle kartografisch ein.
Die gestapelten Schichten des Körperreliefs sind mit Garn in bestimmten Längen verbunden, sodass durch Auseinander-Ziehen das Relief expandieren kann und die Körperbegrenzung weiter in den Raum verlegt wird. Zerlegt in alle Einzelteile und nach Ebenen systematisch aufgelegt, erinnert die Anordnung der Elemente an eine wissenschaftliche Sammlung.
Die Kleidung als zweite Haut bildet das Handlungsfeld für Grafs Beschäftigung mit Körperwahrnehmung und deren Darstellung. Sie zeigt sich als verletzliche und schützende Hülle der menschlichen Haut - einer sensiblen Membran - und schafft gleichzeitig Nähe und Distanz. Durch die Art und Weise von Abstraktion und Reduktion, der Systematik, der
Präzision der Bearbeitung, durch das Anbringen von unzähligen funktionalen Teilen wie Haken und Ösen, Druckknöpfen und Klettverschluss, bewegen sich die Arbeiten von Barbara Graf zwischen einem einerseits starken körperlich-emotionalen Ausdruck und andererseits einem distanzierten Blick auf die Leiblichkeit. Die dazugehörige Tasche wie auch die Bedienungsanleitung unterstreichen dieses Spannungsfeld.
In den gezeichneten Anleitungen wird das zu Grunde liegende formale als auch inhaltliche Konzept deutlich, sowie das Verhältnis des ganzen Körpers zu seinen Einzelteilen. Die dreidimensionalen Hüllen entwickeln sich aus der Linie heraus und werden zum Schnittmuster. Die Möglichkeiten der Transformation von Körper/Leib werden durch die Darstellung von verschiedenen Installations- und Präsentationsweisen verdeutlicht. Die Hüllen sind als selbständige Skulpturen zu verstehen, auch wenn sie auf den Körper zugeschnitten sind und getragen werden können. Das einhüllende Gewand macht die Künstlerin zur Kunstfigur, darüber hinaus verweist die leere Hülle auf den nicht vorhandenen Leib und lässt ihn gleichzeitig präsent erscheinen. Zerlegt und verpackt in die Tasche wird die Körperhülle zum nomadischen Reisegegenstand, zur Skulptur als Handgepäck.

In weiteren Textil- und Kartonskulpturen taucht das Labyrinth auf. Das auf einen Mittelpunkt ausgerichtete System von Linien ist vom klassischen kretischen Labyrinth abgeleitet und vereint sich mit den Linien der Handfläche. In den Kartonarbeiten erscheinen diese Linien von der Seite gesehen als Höhenlinien und von oben betrachtet als begrenzende Linien der Passage.
Ein Teil des Reliefs lässt sich herausheben, löst den labyrinthischen Weg auf und deplatziert das Zentrum, das nun keines mehr ist oder sich unsichtbar an der Leerstelle befindet. In zusammengesetztem Zustand ist die modellhafte körperliche Landschaft ein Fingerlabyrinth. Das taktile und visuelle Abschreiten des Weges führt mit stetigen Richtungsänderungen zum schon von Anfang an sichtbaren Zentrum.
Neustrukturierungen und Gliederungen des Körpers bilden auch in den Bleistiftzeichnungen den roten Faden.
Barbara Graf schafft eine faszinierende und eigenständige Position der Materialisierung und Visualisierung einer imaginären Leib-Identität und erforscht in ihren Arbeiten mit irritierender Klarheit und expressiver Zurückhaltung Körperdarstellung
und Leiblichkeit.

 

Barbara Graf
«Körper - Linien»

Skulpturen und Zeichnungen

Vernissage

Dienstag, 17. November 2009, 19 Uhr

im Rahmen der Gallerynight der Vienna Art Week, 18-24 Uhr:
Zur Ausstellung spricht Cathrin Pichler, Theoretikerin und Kuratorin.

AusstellungsdauerMittwoch, 18. November bis Samstag, 19. Dezember 2009
Führung/Gespräch mit Barbara Graf

Mittwoch, 25. November 2009, 17 - 20 Uhr

Führung/Gespräch mit Barbara Graf

Mittwoch, 9. Dezember 2009, 17 - 20 Uhr

Finissage

Samstag, 19. Dezember 2009, 17 - 20 Uhr

AdresseA-1070 Wien, Lerchenfelderstraße 31   --> Lageplan
ÖffnungszeitenDienstag - Freitag: 14 - 18.30 Uhr
Samstag: 11 - 14 Uhr

oder nach telefonischer Vereinbarung