Bild Einladung

Anlässlich des Erscheinens des Buches «und» eröffnet die Galerie Atrium ed Arte am 22. Oktober 2005 um 18 Uhr die Ausstellung «Bild UND Schrift» mit Arbeiten von Canan Dagdelen, Hazem El Mestikawy, René Fehr-Biscioni, Hans Häfliger und Brigitta Malche. Das Buch «und» enthält Beiträge der SchriftstellerInnen und bildenden KünstlerInnen, die in den letzten neun Jahren in der Galerie ausgestellt und gelesen haben. Das Buch wird bei der Finissage der Ausstellung am 11. Februar 2006 präsentiert.

Anlässlich des Erscheinens des Kunstbuches «und» gestalten fünf Künstlerinnen und Künstler eine Ausstellung zum Thema «Bild UND Schrift» - Schrift im Bild - Schrift als Bild. Bei dem Buch «und» geht es um die außergewöhnliche Zusammenarbeit von Schriftstellerinnen und Schriftstellern mit bildenden KünstlerInnen. Das Buch zeigt, wie fruchtbar eine gegenseitige Inspiration sein kann, entstanden doch fast alle Texte speziell zu den Ausstellungen. Canan Dagdelen, Hazem El Mestikawy, René Fehr-Biscioni, Hans Häfliger und Brigitta Malche verwenden Buchstaben, Ziffern und Sätze als Elemente ihrer Kunstwerke, sei es, um deren Symbolik ein zu bringen, sei es um den formalen Aspekt der Zeichen hervorzuheben oder um sie als Zitate zu verwenden.

Oft kreisen Canan Dagdelens Arbeiten um die Frage nach dem Verwurzelt-Sein, dem Sesshaft- und dem Fremd-Sein, auch im Zusammenhang mit der Architektur und dem Haus als Sinnbild für Heimat. Die Künstlerin zeigt eine Installation, die sich noch mehr als das Werk «BODENdot», welches sich aus einer schwebenden Fläche zusammensetzte und aus grünen Kugeln bestand, der Schwere des keramischen Materials enthebt: eine Gruppe von Porzellan-Libellen, die sich zum Wort «laß» und dessen Spiegelung formt. Die Brisanz der Frage von Verhaftet - Sein und Loslassen zeigt sich hier einerseits im Gegensatz des starren keramischen Materials zum Inhalt des Wortes «lass», und zur Fähigkeit des Insekts zu fliegen. Eine Gruppe von Wandobjekten, welche mit verschiedenen Schriftzeichen versehen wurden - seien es Hieroglyphen, die Handschrift Canan Dagdelens oder Bildfragmente, bilden einen weiteren Beitrag der Künstlerin.

Die neun architektonischen Kartonskulpturen von Hazem El Mestikawy basieren alle auf dem Buchstaben 'a'. Am ersten Zeichen des Alphabetes wird exemplarisch ein Duchschreiten der Geschichte Ägyptens sichtbar, angefangen mit dem altägyptischen und endend mit dem gegenwärtigen 'a'. Die flachen Schriftzeichen werden zu dreidimensionalen Objekten entwickelt, wobei das ursprünglich zweidimensionale Zeichen als solches lesbar bleibt. Wie die verschiedenen Zeiten und Kulturen mit ihren Schriften durch einen spezifischen Charakter ausgezeichnet sind, so beanspruchen auch die dreidimensional und neu gestalteten gebäudeartigen Buchstaben von Hazem El Mestikawy eine jeweils ganz eigenständige Form.

Der Künstler René Fehr-Biscioni fängt in seinen Gemälden und Holzschnitten den Augenblick ein und lässt ihn zur Ewigkeit werden. Mit feiner Ironie hinterfragt er Zustände, indem er sie für den Betrachter festhält, gleichsam festbindet. So sind es in den hier ausgestellten Bildern alltägliche Szenen, denen der Künstler seine Aufmerksamkeit widmet: Schriftzüge, wie sie uns auf Schritt und Tritt begegnen: U3 - U6, das Label «Cityline» auf dem Rucksack eines auf die Straßenbahn wartenden Jugendlichen...
Der Stil von René Fehr-Biscioni ist jener der Reduktion auf das Wesentliche, auf das Aussagekräftige.
Allein die Auswahl dieser Ausschnitte macht seine Werke zu eindrücklichen, unverwechselbaren Arbeiten. Oft arbeitet Fehr-Biscioni mit Fragmenten von Zitaten, denen er durch die Auswahl einen neuen Sinn gibt. Einen Hintersinn, dem wir nachrätseln, aber der auch mittels Unterstützung durch das Bildliche nie ganz eindeutig ist. Dem Künstler geht es grundsätzlich ums Sehen mit Bedacht; Langsamkeit ist Plus, der festgehaltene Augenblick der Typische, weil er vorangegangenes Durchdenken impliziert.

Beim Betrachten der Werke von Hans Häfliger ist es, als ob die Bilder den Augen Trost spendeten in einer atemberaubenden Weite. Mit den Augen über seine Bilder zu gleiten, gleicht dem beschaulichen Blick hinweg in die Ferne. Der genau lokalisierte Ort wird bedeutungslos, da jeder Blick auf das hindeutet, was jenseits des Bildrandes weitergeht. Farbraum und Wortklang gehen eine Verbindung ein, dehnen sich aus.
So im Bild «Unter der neu gemachten Wolke», wo der Schriftzug dieses Satzes den Horizont bildet.
Die Exponate des Künstlers strahlen eine zutiefst sinnliche Erfahrung aus und erlauben dem Betrachter über die unmittelbare visuelle Wahrnehmung, die Bilder und Objekte aufzunehmen.

Brigitta Malche sucht nach Korrespondenzen zwischen Code und Leben, zwischen Zahl und Belebung.
Dafür hat die Malerin zwei Ansatzpunkte gefunden: Einmal im Materiellen, in den realen Versteinerungen von organischem Leben, welche als Fossil Erinnerungen an die Urzeit mobilisieren.
Zum anderen setzt sie am Denkbild der jüdischen Mystik aus Zahl und Buchstabe und am bekannten Genesis-Mythos an. Brigitta Malches Arbeitsweise ist intuitiv. Sie bewegt sich in einer Art Pendelbewegung vom geordneten Bildaufbau zur sinnlich gestalteten Farbfläche, vom rationalen Zeichen zur mathematischen Poesie. Zahlenreihen fließen über changierende Farbflächen, Kürzel von DNS-Komponenten tauchen auf, strukturieren die schichtweise aufgebaute und so verdichtete Bildfläche und zeigen, Partituren gleich, mögliche Codes für Wachstumsvorgänge und Gesetzmäßigkeiten der Natur.

 

«Bild und Schrift»
Vernissage

Samstag, 22. Oktober 2005, ab 18 Uhr

es liest Christoph Braendle

AusstellungsdauerSonntag, 23. Oktober 2005 bis Samstag, 11. Februar 2006
Gallerynight

Mittwoch, 9. November 2005, 18 bis 23 Uhr

Finissage

Samstag, 11. Februar 2006, ab 18 Uhr

es lesen Rosa Maria Plattner, Heinz Janisch und Tarek Eltayeb

AdresseA-1070 Wien, Lerchenfelderstraße 31   --> Lageplan
ÖffnungszeitenDienstag - Freitag: 14 - 18.30 Uhr
Samstag: 11 - 14 Uhr

oder nach telefonischer Vereinbarung